Abendsegen und Traumpantomime
aus der Oper „Hänsel und Gretel“ v. Engelbert Humperdinck
Hörbeispiel
Arr. Thomas Bierhoff
Vorwort
Der Abendsegen
Bevor die Kinder müde wurden und sich auf der Waldlichtung zum schlafen legten, vergessen sie
aber nicht, das Gebet zu singen, das sie von der Mutter gelernt haben.
Diese Melodie, welche man während der ganzen Oper immer wieder hört. Fast wie ein Ohrwurm bleibt sie im
Kopf und summt sie dauernd vor sich hin. Es ist die Melodie des Abendgebetes, „Abends will ich schlafen
gehen“ der Kinder in der Waldszene, von ihrem Traum. Diese Choralmelodie, (auch Schutzengelchoral
genannt) erklingt sehr feierlich und stimmungsvoll und wird vom Komponisten leitmotivisch verwendet.
Das musikalische Thema des „Abendsegens“ umschließt das Werk wie einen Rahmen.
Der Text des Abendsegens in der Waldszene stammt aus einem alten bergischen Kindergebet.
Obwohl wir immer von den Kindern Hänsel und Gretel sprechen, werden in der Oper diese aber immer von
Erwachsenen gesungen und gesprochen.
„Abends will ich schlafen geh,
Vierzehn Engel um mich stehn,
Zwei zu meinen Häupten,
Zwei zu meinen Füßen,
Zwei zu meiner Rechten,
Zwei zu meiner Linken,
Zweie die mich decken,
Zweie die mich wecken,
Zweie die mich weisen,
Zu Himmels Paradeisen.“
Die Traumpantomime
Hänsel und Gretel legten sich nach dem Abendgebet auf’s weiche Moos und fallen in tiefen Schlaf,
und beide träumen den gleichen Traum. Sie sehen im Traum einen kraftvollen hellen Strahl, der sich
vom Himmel direkt auf die Kinder im Moos richtete. Es erscheint eine breite prunkvolle Treppe, die
sich vom Himmel direkt auf die Kinder im Moos richtete. Feierlich schreiten vierzehn schöne,
strahlenden Engelsgestalten vom Himmel zu den Schlafenden hinab, und wie die Kinder im
Abendsegen es besungen hatten, stellten sich die Engel um die Schlafenden: zwei zu ihren Häupten,
zwei zu ihren Füßen, zwei zur rechten Seite und zwei zur linken Seite. Die Engel bilden einen Kreis
um das schlafende Kinderpaar und reichen sich die Hände zum Reigen. Hänsel und Gretel erleben
dabei einen lange währenden Traum. Doch als der Morgen naht, wird das Bild von den Engeln und
der Treppe immer verschwommener und die Gestalten lösten sich im Licht des frühen Tages auf.
Diese Engelsszene spielt in der Oper nur das Orchester und die Engel haben keinen einzigen Ton
gesungen. Was man dabei auf der Bühne gesehen hat, war eine sogenannte Pantomime. Eine
Pantomime ist ein Gebärdenspiel, bei dem nicht gesungen oder gesprochen wird, und die Handlung
nur mit Gesten dargestellt wird.
Josef Loosmann
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