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Bearbeitung: Dietrich Seebohm
Schwierigkeitsgrad: Leicht
Jiddische Musik ist ein kostbarer Mosaikstein im reichhaltigen Bild unserer Musikkultur. Die jiddische Sprache hat sich seit dem 9. Jahrhundert aus verschiedenen deutschen Mundarten, hebräischen und slavischen Bestandteilen entwickelt. Es ist eine Mischsprache, die geschrieben wird mit hebräischen Schriftzeichen. Jiddische Dichtung und Musik haben tiefgreifende Wurzeln weit in den religiösen Bereich hinein.
Die vorliegenden Jiddischen Lieder faszinieren durch ihre Tiefe, ihre Schwermut und Einfachheit und es ist auffallend, wie der Stil auch über viele Jahrzehnte gleich geblieben ist.
Mark Warschawsky (1848-1907) lebte als Rechtsanwalt in der Ukraine. Durch die Bekanntschaft mit dem Dichter Scholem Aleichem wurde er animiert, seine vielen Lieder, die er bisher nur improvisierte, endlich aufzuschreiben und als Sammelband herauszugeben. Er war schon 50 Jahre alt, als er mit Scholem Aleichem anfing zu reisen, um Dichterlesungen zu halten und Konzerte zu geben. Sein vorliegendes Lied „Ojfn Pripetschik“ ist noch immer bekannt und beliebt überall dort, wo jiddisch gesprochen wird.
Hirsch Glik (1920-1943) lebte in Litauen. nach der Besetzung durch deutsche Truppen wurde er in das Konzentrationslager Weisse Wake gebracht. Dort schrieb er heimlich Gedichte, für die ihm später ein Preis des Wilnaer Ghettos zugeschrieben wurde. 1943 wurden alle Juden vom KZ Weisse Wake in das Ghetto Wilna gezwungen. Dort schloß sich Glik den Partisanen an.
Das Lied „Sog nit kejnmol“ schrieb er während des Aufstandes des Warschauer Ghettos. Dieses Lied wurde die Hymne des jüdischen Widerstandes in Osteuropa. Noch 1943 wurde das Wilnaer Ghetto zerstört und Überlebende in ein KZ in Estland verschleppt. Von dort gelang Glik die Flucht. Kurz darauf fiel er im Kampf gegen die deutschen Truppen. Er ist nicht älter als 23 Jahren geworden. Sein Lied „Still, die Nacht...“ hatte er während des ersten Aufstandes im Ghetto von Wilna zum Gedenken an das Mädchen Witke Kampner beschrieben, die bei diesem Aufstand den Tod fand.
Mögen die 7 Jiddischen Lieder, in der Fassung für Es-Alt-Saxophon/Klarinette/Saxophon in B (Sopran und Tenor) und Klavier dazu beitragen, das Interesse besonders junger Menschen auf diese Musik und ihre Geschichte zu lenken.
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