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Turmbläser
Eine Suite im alten Stil für 6 Bläser.
2 Flügelhörner (Tromp.), Bariton, 2 Posaunen, Tuba (Bass)
Komponist: Dietrich Seebohm
Schwierigkeitsstufe: mittelschwer
Inhalt: Choral Solo, Choral, Pavane, Gaillarde, Canzone,
Gavotte, Choral.
(Heft 27)
Vorwort
Turmmusiken haben eine jahrhundertelange Tradition in Deutschland.
Das sog. „Abblasen“ gehörte zum Dienst der Türmer und Stadtpfeifer.
Schon in Berichten aus den Jahren 1550 und 1571 über den „dinst uffin Thorme“
kann man den Zusatz „ wie von alters her breuchlich gewest“ lesen. Man darf
also sicher sein, dass der Brauch wesentlich älter ist als von Mitte des
16. Jahrhunderts her. Allerdings stammen die ältesten überlieferten Drucke
von Turmmusiken erst aus dem Jahre 1553. Es sind die „Choralbicinien“ von
Johann Wannenmacher (1485-1551). Bicinien waren in dieser Zeit übliche
zweistimmige kontrapunktisch gearbeitete Instrumentalsätze. Der Brauch, von
Rathaus- oder Kirchtürmen herab zu blasen, wurde weiter gepflegt. Von
Johann Christoph Pezel (1639-1694) u. von Johann Chr. Störl (1675-1719) sind
Kompositionen erhalten geblieben. Der zu damaliger Zeit berühmte und von
Johann Sebastian Bach hochgeschätzte Trompeter Johann Gottfried Reiche (1667-1734)
veröffentlichte „24 neue Quatriciniae mit einem Cornett und drey Trombonen,
vornehmlich auff das sogenannte Abblasen auff den Rathäusern oder Thürmen mit
Fleiß gestellt“, Leipzig 1694. Ludwig van Beethoven komponierte 1812 für den Linzer
Türmermeister F.X.Glöggl 3 Aequale für 4 Posaunen in gleicher Lage zum Abblasen am
Tage Allerseelen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts flachte das Interesse an
Turmmusiken etwas ab. Anfang des vergangenen Jahrhunderts lebte die Tradition
wieder auf. 1914 wurde vom Balkon des Rathausturmes in Berlin herab geblasen.
Der Münchner Max Reger-Schüler Richard Würz (1885-1965) komponierte für das
Abblasen der Petersturmmusik in München Blasmusiken. Der große Komponist des
20. Jahrhunderts, Paul Hindemith, schrieb für die Eröffnung der Plöner Musiktage
1932 eine 3-sätzige „Morgenmusik, von Blechbläsern auf einem Turm auszuführen“.
Turmmusiken werden heute weiter gepflegt, z.B. ist es in Hamburg üblich, dass täglich
vom Turm der Michaeliskirche herab geblasen wird. Die vorliegende Komposition hält
sich in Form und Inhalt an die alte Tradition.
Dietrich Seebohm
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